Eine Gruppe froehlicher Kinder. Musikakademie ueber uns.

Über uns

Bei uns treffen junge Menschen, die allein oder mit ihren Familien nach Deutschland geflüchtet sind, auf Kinder und Jugendliche, die hier ansässig sind. In Chor und Instrumentalgruppen erleben sie eine Gemeinschaft der Verschiedenen – und die universelle Kraft der Musik.

Die Al-Farabi Musikakademie wurde von Felix Krieger, Saleem Abboud Ashkar und Peter Bleckmann ins Leben gerufen und 2016 zunächst als Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung gegründet.

Gemeinsam mit pädagogischen Fachkräften wird kontinuierlich nach Wegen gesucht, über den Weg der Musik junge Geflüchtete und bereits in Berlin ansässige Kinder und Jugendliche sowie deren Familien zusammen zu bringen.

Seit 2018 agiert die Musikakademie als eigenständiger e.V. und kooperiert mit Schulen, Gemeinschaftsunterkünften, Nachbarschaftszentren und wichtigen Kulturinstitutionen, wie dem Konzerthaus Berlin, der Zitadelle Spandau und der jungen norddeutschen philharmonie in sechs Berliner Bezirken (stand Mai 2022).

Die Arbeit der Al-Farabi Musikakademie wird von einem positiven Medienecho begleitet (u.a. ZDFinfo, Frankfurter Rundschau, SWR), insbesondere in den letzten zwei Jahren.

2020 wurde die Musikakademie für ihr Engagement für eine gerechtere Welt durch Musik mit dem internationalen Adolf Busch Award ausgezeichnet.

Namensgeber ist der mittelalterliche Musikwissenschaftler und Philosoph Al-Farabi, der beispielhaft für den Austausch zwischen Ost und West steht.

Gezichnetes Portait unseres Namenspatrons Al-Farabi

Namenspatron

Abū Nasr Muhammad al-Fārābī war ein islamischer Philosoph und Gelehrter aus Zentralasien, der im 9. und 10. Jahrhundert in der Gegend der heutigen Länder Afghanistan, Kasachstan und Syrien lebte und wirkte. Er war ein Kenner der antiken griechischen Philosophie, insbesondere der Werke Platons und Aristoteles‘, und wird daher auch ‚der zweite Aristoteles‘ genannt. Er beschäftigte sich neben Logik, Ethik, Politik, Mathematik und Philosophie auch mit Musik. Von ihm stammen mehrere musikwissenschaftliche Schriften, etwa zur Klassifikation der Rhythmen, und ‚Das große Buch der Musik‘, ein Grundlagenwerk der irano-arabo-türkischen Musiksystematik und -theorie. Er spielte selbst die Oud.

Mit seinem Wirken steht er somit für eine Verknüpfung des kulturellen Erbes Europas und Asiens. Mit dieser Haltung und seinem ausgeprägten Faible für Musik ist er ein idealer Namenspatron für die Musikakademie.

Hintergründe

Die ersten Ideen zur Al-Farabi Musikakademie entstanden im Herbst 2014 vor dem Hintergrund einer sich abzeichnenden Herausforderung: Mehr und mehr junge und erwachsene Menschen kamen nach Deutschland, viele auf der Flucht vor dem syrischen Bürgerkrieg, aber auch aus anderen ‚failed states‘ wie Somalia und Afghanistan. Es war zu spüren: Es würde eine gewaltige Aufgabe, diese Menschen – und gerade junge Menschen – aufzunehmen und ihnen neben einer Grundversorgung ein menschliches Zuhause zu bieten.

Vor diesem Hintergrund trugen die Initiatoren der Al-Farabi Musikakademie ihre internationalen Projekterfahrungen – aus Neojiba in Brasilien, aus Nazareth in Palästina – und ihr Wissen über weitere internationale Projekte zusammen (z.B. ‚El Sistema‘ in Venezuela). Bei allen Besonderheiten und auch Fragezeichen, die es im Einzelfall auch gibt, ist diesen Projekten gemeinsam, dass sie gerade in den ärmsten, den am meisten von Ausgrenzung geprägten Quartieren ansetzen und jungen Menschen die Möglichkeit geben, Musik zu machen. Die Erfolge dieser Projekte haben die Initiatoren der Al-Farabi Musikakademie inspiriert, nach Wegen zu suchen, einen ähnlichen Ansatz auf die deutschen Verhältnisse zu übertragen, mit dem besonderen Blick auf die Integration junger Geflüchteter. Mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung wurde eine Partnerorganisation gefunden, die sich von der Vision hat anstecken lassen und dem Projekt den Start ermöglicht hat.

Gruppenfoto Kinder und Team Musikakademie Al-Farabi

Hinter dem Ansatz der Al-Farabi Musikakademie steht ein spezifisches Verständnis des Integrationsprozesses und damit der gesellschaftlichen Aufgabe. Von vielen wird die Aufnahme Geflüchteter vor allem als wohlfahrtsstaatliche oder humanitäre Aufgabe gesehen, die der aufnehmenden Gesellschaft viel abverlangt. Das ist sie auch, aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Hinter der Gründung der Al-Farabi Musikakademie steht der Gedanke, dass Menschen mit Potenzialen kommen, die in der Lage sind, Großes zu erreichen, wenn sie die Möglichkeiten erhalten, ihre Fähigkeiten zu entwickeln. Mit dieser Blickrichtung ändert sich die Herangehensweise an Integration: Es ist weiterhin eine große Aufgabe sowohl für die aufnehmende Gesellschaft als auch für die geflüchteten Menschen. Aber es ist eine Aufgabe, bei der beide gewinnen können, wenn sie offen an diesen Prozess herangehen.

Viele bemerken kritisch, dass die klassische Musik, die einen großen Teil des musikalischen Repertoires der Al-Farabi Musikakademie ausmacht, ein genuin europäisches Erbe sei, das daher Menschen aus anderen Weltregionen ausschließe. Die Initiatoren vertreten hier eine dezidiert andere Sicht: Sie sehen in diesen Werken ein universelles Erbe der Menschheit, deren Ausdruckskraft und die Emotionalität alle Menschen erreichen kann: Warum sollte man diesen Schatz Menschen vorenthalten, die teils unter Lebensgefahr nach Europa gekommen sind?

Projekte wie das West-Eastern Divan Orchestra zeigen, dass klassische Musik gesellschaftliche Gräben überwinden kann, dass sie ein Anlass sein kann, dass Menschen aus verschiedenen – ja sogar verfeindeten – Gesellschaften sich treffen und als Menschen begegnen.

Hindernisse gab es reichlich: Natürlich ist es gerade für Kinder und Jugendliche, die nach Deutschland fliehen, aufgrund ihrer aktuellen Lebensumstände oft schwierig bis unmöglich, an einer regelmäßigen Aktivität teilzunehmen. Für viele stehen andere Fragen, andere Aufgaben und andere Themen im Vordergrund. Umgekehrt, viele einheimische Familien sind vom vorherrschenden Negativ-Diskurs geprägt und sind nicht ohne Weiteres bereit, ihre Kinder mit Geflüchteten gemeinsam musizieren zu lassen.

Und dennoch: es fanden sich junge Menschen, die gern bei Al-Farabi dabei sein wollten; viele von ihnen sind lange dabeigeblieben. Sie nehmen weite Wege in Kauf, um dabei sein zu können. Workshops und öffentliche Auftritte geben immer wieder Auftrieb und Motivation.

Die Al-Farabi Musikakademie ist trotz aller Fragen gut gestartet, aber sie ist noch nicht am Ziel. Der begonnene Weg soll fortgesetzt werden: für eine großzügige Gesellschaft, in der alle Menschen ihre Talente ausleben können und Gemeinschaft der Verschiedenen erfahren.

Schirmherr

Der Pianist und Dirigent Daniel Barenboim ist einer der bedeutendsten Künstler unserer Zeit. Er hat sich mit seinen Auftritten an den führenden Häusern der ganzen Welt höchstes Ansehen erworben. Mit seinem Anliegen, durch Kultur geistige Barrieren abzubauen, erreicht er zahlreiche Menschen, ebenso wie mit seinem Engagement für das intensive Zuhören und den freien Dialog – zwei Dinge, die wechselseitig voneinander abhängen. »Um Musik zu machen, muss man zuhören«, sagte er im März 2017. „Man muss hören, was der andere tut, aber man muss auch hören, was man selbst tut und was es für den anderen bedeutet – dies ist die beste Schule für menschliche Beziehungen.“ Im Sinne dieser Überzeugung unterstützt Daniel Barenboim die Al-Farabi Musikakademie als ihr Schirmherr.

Wir nehmen das Thema Kinderschutz sehr ernst. Aus diesem Grund haben wir das Kinderschutzkonzept entwickelt. Unser fachlicher Partner ist das Kinderschutzzentrum Berlin. Das Kinderschutzkonzept können sie hier einsehen.